
Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla)
02. März 2019
Beginn: 19:30 Uhr
Opernhaus
Alles könnte ganz einfach sein, denn Graf Almaviva ist es gewohnt zu bekommen was er will. Nun liebt er Rosina, die Pflegetochter von Doktor Bartolo, der selbst ein Auge auf sein Mündel und dessen Mitgift geworfen hat. Doch Almaviva will Rosina nicht mit seinem Status, sondern mit seiner Leidenschaft für sich gewinnen, weshalb er sich als mittelloser Student ausgibt. Mit Hilfe Figaros gelingt es ihm in das Haus des Doktors zu gelangen: Erst als betrunkener Soldat, dann als Musikmeister Alonso verkleidet kann er mit seiner Geliebten Briefchen und Zärtlichkeiten austauschen. Als Bartolo die Maskerade durchschaut, wirft er den dreisten Nebenbuhler aus dem Haus. Figaros Plan scheint zu scheitern, doch Almaviva kann zu nächtlicher Stunde Rosina von seiner Treue überzeugen und – nach Auflösung des Inkognitos – auf der Stelle heiraten.
Ohne Frage ist Il barbiere di Siviglia die bekannteste Komposition von Gioachino Rossini und eine der meistgespielten Opern überhaupt. Die Musik Rossinis hat einen unglaublichen Drive, hier jagt ein Ohrwurm den anderen! Als einer der produktivsten Komponisten des frühen 19. Jahrhunderts versteht er es, mit seinen schnellen Tempi und mitreißenden Melodien einen geradezu schwindelerregenden Frohsinn zu erzeugen. Rossini ist ein Meister der Komödie: Wie ein geschickter Marionettenspieler führt er die Figuren und mittendrin ist natürlich der wohl berühmteste Intrigant, Revoluzzer und Frisör der Opernwelt: Figaro, der Barbier von Sevilla!
Martin G. Berger, der seine Theaterkarriere als Regieassistent an der Oper Dortmund begann, gilt heute als einer der spannendsten und vielversprechendsten Nachwuchsregisseure. Seine Leidenschaft für humorvolle Stoffe und die Lust an scharfsinnigem Unterhaltungstheater prädestinieren Berger dafür, Rossinis Meisterwerk auf die Bühne zu bringen. Dabei wird er mit verschiedenen Formen der Komödie spielen und auch die Sinnlichkeit dieses Werkes zur Geltung bringen.
Besetzung
- Graf Almaviva: Sunnyboy Dladla
- Figaro: Petr Sokolov
- Dr. Bartolo: Morgan Moody
- Rosina: Aytaj Shikhalizada
- Don Basilio: Denis Velev
- Berta: Vera Fischer, Ji-Young Hong
- Der Puppenspieler / Erzähler: Ks. Hannes Brock
- Puppenspielerinnen: Julia Giesbert, Veronika Thieme
- Mit den: Dortmunder Philharmonikern
- Mit dem: Herrenchor der Oper Dortmund
- Mit der: Statisterie des Theater Dortmund
- Musikalische Leitung: Motonori Kobayashi
- Regie: Martin G. Berger
- Bühne: Sarah-Katharina Karl
- Kostüme: Alexander Djurkov Hotter
- Puppenbau: Rachel Pattison
- Licht: Ralph Jürgens
- Chor: Fabio Mancini
- Dramaturgie: Merle Fahrholz, Laura Knoll
- Regieassistenz: David Martinek
- Bühnenbildassistenz: Emine Güner
- Kostümassistenz: Melina Hylla
- Soufflage: Adriana Naldoni
- Inspizienz: Alexander Becker, Ulas Nagler
Kommentare
Den detailgenauen und treffsicheren Worten von J. Gaß / RN ist eigentlich nichts hinzuzufügen, daher nur einige persönliche Anmerkungen. Die Trauer um die lieben Dahingegangenen sitzt immer noch tief, aber das Leben muß ja weitergehen, also der Sprung ins kalte Wasser mit zwei Premieren in drei Tagen. Aida in dezenter Inszenierung (kein Manko), gute bis sehr gute Leistungen der Sänger, meine Favoriten Elena O'Connor als Titelheldin und Shavleg Armasi als Ramfis, aber die bisherige Truppe hätte das sicher mindestens genausogut hinbekommen. Dann der Barbier: zu Anfang gleich ein guter Geist aus alten Tagen mit Hannes Brock als Märchenerzähler. Das Marionettenspiel eine witzige Idee, jedoch manchmal auch ablenkend, das Bühnenbild sehr gelungen und die überbordend phantastischen Kostüme und Puppen absolut faszinierend. Später nimmt die Sache dann an Fahrt auf, und am Ende des ersten Teils steht vom Bühnenbild wirklich kein Stein mehr auf dem anderen, sogar Motonori Kobayashi hat seinen Frack eingebüßt, was ihn natürlich nicht hindert, weiter wie gewohnt schwungvoll-mitreißend zu dirigieren. Durchgängig hohes sängerisches Niveau, Denis Velev schon in Aida sehr gut, herausragend unser bewährter Recke Morgan Moody. Mit einer wirklich neuen, besonderen Gesangsqualität die außergewöhnlich schöne Stimme von Sunnyboy Dladla und nicht nur für mich das stimmliche Highlight des Wochenendes Aytaj Shikhalizada, die auch schauspielerisch keine Wünsche offen läßt. Fazit: wer bereit ist für den Aufbruch zu neuen Ufern sollte sich diesen Barbier nicht entgehen lassen, der dazu beigetragen hat, meine Abschiedswehmut zu lindern durch doch ganz hoffnungsvolle und auch aufregende Aussichten.
Eine amüsante und abwechslungsreiche Inszenierung! Das Bühnenbild und die Kostüme lassen die Zuschauer*innen staunen und oftmals schmunzeln. Die Sänger*innen überzeugen nicht nur stimmlich sondern auch durch ihr schauspielerisches Talent. Das Orchester im erhöhten Graben hat mir gut gefallen. Leider habe ich - trotz einiger Gespräche in den Pausen - nicht alles Symbolhafte verstanden. Aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch, es war toll zuzuhören und zuzuschauen! Weiter so!
Lieber Herr Berger, was hat das wurmartige Tier in der Inszenierung zu bedeuten? Soll es den Höllenhund darstellen?
Liebe Cornelia, auch ich habe die Aufführung des Barbier von Sevilla als sehr anregend empfunden...Auch mir geht es ähnlich, dass ich auch nach 2 Aufführungsbesuchen immer noch nicht alles symbolhafte verstanden habe...Aber das erschließt sich meist auch erst, wenn man das Stück mehrere Male gesehen hat, was ich auch tun werde...
Hallo Cornelia, hierbei handelt es sich um "Lotte", einen um das x-fache vergrößerten Einzeller, der dem experimentierenden Basilio als Haustier zur Seite gestellt wurde. Sie stammt also aus seinem Labor. In der Tat ist Lotte während der Probenphase immer "hündischer" geworden, hat einige Wesenszüge von Hunden übernommen und sich zu einem regelrechten Wachtier entwickelt. Was sie allerdings beibehalten hat ist das einzelne große Auge. Ursprünglich war hier die Videokamera für die Basilio-Arie versteckt, das hat sich allerdings nicht als praktikabel erwiesen.
Hallo Frau Beese, hallo Frau Bender, danke für Ihre Gedanken anregende Rückmeldungen.
Aufführung vom 26.12.2018. Ich möchte die hier bereits getätigten Anmerkungen zur Inszenierung um einen vielleicht für den einen oder anderen eher unbedeutenden, für mich jedoch gewichtigen Aspekt erweitern. Eine Oper ist für mich in der Hauptsache Musik, weniger witzige Regieeinfälle oder überbordende Symbolik im Sinne einer Nebensache. So ist es für mich sehr befremdlich und nicht nachvollziehbar, dass die einzige Sopran-Arie der Oper (Arie der Berta im 2. Akt) ersatzlos gestrichen wurde. Es wäre schön gewesen, auch diese Stimmlage, die sich im Tutti kurz vor Ende des ersten Aktes erstmals und eindrucksvoll anbahnte, im weiteren Verlauf geniessen zu können. So bleibt für mich die platte Erkenntnis: alles bezahlt, nicht alles bekommen.
Irgendeinen scheint es immer zu geben, der das Haar in der Suppe findet...Ich selbst finde die Inszenierung ausgesprochen gelungen, sonst würde ich heute, 02.02.2019 nicht schon zum 11. Mal die Aufführung besuchen...Sehr gelungen finde ich auch die witzige Idee, den Dirigenten mit einzubeziehen, was den Einen oder Anderen Zuschauer bestimmt angenehm überrascht und ein Schmunzeln in das Gesicht zaubert... Wie sage ich immer: "Wer danach noch schlechte Laune hat, dem ist nicht mehr zu helfen...".